24
Jan
2008

Die Küchenuhr

Der kleine Kerl muss derzeit in Mathematik die Uhr lesen lernen. Für ihn hat sich der heute Vormittag zu einem kleinen Drama entwickelt, weil er überhaupt nichts verstand und immer wieder nachfragte, was seine Lehrerin wiederum wohl sehr entnervte.
Mir tat der kleine Mann leid, wie er heute so bedröppelt nach Hause kam und als erstes von seinem Ärger berichtete. Er hatte sich Mühe gegeben, wie ich aus seinem Zahlen lesen konnte, nur begriffen hatte er anscheinend nichts. Das erinnerte mich an meine Großen, der seiner Zeit sich auch extrem schwer damit tat, die Uhr lesen zu lernen, und das obwohl ich ihn wirklich für ein normal begabtes Kind halte.
Gerade kam ich ins Grübeln darüber, warum sich beide Kerle so schwer mit dem Uhrlesen tun, obwohl ich ein extrem strukturierter Mensch bin und stets die Uhrzeit vor Augen habe. Ich weiß immer, welches Stündlein geschlagen hat, und lebe danach.
Daraufhin habe ich mir gerade mal die Uhren bei uns zu Hause vor Augen geführt. Sehr wichtig ist die Uhr im Wohnzimmer, zentral gelegen neben dem Kamin. Nur sie hat keine Ziffern, lediglich Striche geben einen kleine Orientierungshilfe. Die Jungs wissen morgens anhand der Stellung der beiden Zeiger, wann sie sich die Schuhe anziehen müssen und zur Schule gehen.
In der Küche gibt es eine digitale Uhr an der Mikrowelle und am Herd, aber sie geben die Zahlen von 00:00 Uhr bis 23:59 Uhr an, für ein Kind das gerade mal bis 14 sicher zählen kann ist das ein Problem. Also auch hier keine Hilfe.
Und so verhält es sich im ganzen Haus, wir haben nur digitale Uhren bzw. Uhren ohne Ziffern.

In meinem Elternhaus gab es immer eine klassische Küchenuhr mit Ziffernblatt und Zeigern. Ich wußte genau wie die Zeiger standen, wenn ich frühstückte, zur Schule ging, Mittag aß, am Nachmittag mir etwas zum Naschen holte oder abends die Butterbrote aß. Die Uhr hing direkt über dem Küchentisch, für jeden sichtbar. Daher lernte ich das Lesen der Uhr fast von alleine.

Der kleine Kerl hingegen wußte noch nicht einmal, das der Stundenzeiger zweimal am Tag seine Runde dreht und verstand nicht, was diese dummer Rechnerei von 1.00 Uhr und 13.00 Uhr sollte, bzw. 5.00 Uhr und 17.00 Uhr.

Nun, eine Küchenuhr werde ich jetzt nicht aufhängen, aber gerade bin ich durch ebay gestreift und versuche eine schlichte Uhr mit Ziffernblatt für das Kinderzimmer zu ersteigern, vielleicht hilft das ja seinem Verständnis für Zeit.

11
Jan
2008

Mittagstalk II - Die Eisuche

Wieder einmal Mittagstalk.

Großer Kerl: "Hast du eigentlich immer noch diese Blutungen?"

Ich *verschluck mich fast an der Spiralnudel*: "Häh? Äh, nein. Müsstest du doch eigentlich merken. Ich habe nicht mehr so schlechte Laune."

Der erste Sexualunterricht vor einigen Wochen hat wohl einen mächtigen Eindruck hinterlassen.

Großer Kerl: "Darf ich das beim nächsten Mal sehen?"

Ich *hüstel*: "Bitte was? ... *lach* ... Nein. Nein! Das darfst du nicht!"

- Du meine Güte nein, ich zeige ihm doch nicht einen fetten blutdruchtränkten Tampon. -

Großer Kerl: "Schade, denn sonst hätte ich darauf das Ei gesucht!"

10
Jan
2008

Mittagstalk I

Genau diese Frage soll ich jetzt gerade dem kleinen Kerl beantworten:

"Steuere ich das Gehirn, oder bin ich das Gehirn und steuere mich selber?"



Hilfe!

9
Jan
2008

Na holla!

Wandere durch die finstere Gasse, die zu meinem Haus führt, bin so ganz allein, spanne daher vollkommen unbeobachtet in manches Wohnzimmer und stelle fest, dass mein neuester Nachbar - ein wirklich gut aussehender, großer Mitdreißiger - mitten im Wohnzimmer steht und ....

bügelt.


Sehr sympathisch der Mann.

4
Jan
2008

Bettenlager

Meine beiden Jungs tollen gerade im Kinderzimmer herum. Es ist eine einzige Liegewiese. Mit vereinten Kräften haben sie die Matratze vom Hochbett runtergezerrt und kämpfen jetzt zwischen den Bettdecken im Schlafanzug. Letzter Ferientag. Das Frühstück kann warten.

Gedanklich schweife ich zurück in meine eigene Kindheit. Ich habe es noch genau vor Augen:
Auf diesem bordeauxfarbenen Schlaufenteppich habe ich mir mit allen Decken und Kissen ein Haus eingerichtet. Dazwischen sind kleine Stationen eingerichtet: Eine Puppenwickelstation, eine Puppenküche, ein Puppenschlafzimmer, ein Puppenspielzimmer. Es ist mein kleines Kinderheim. Alle meine Puppen finden darin Platz, es sind, glaube ich, 16 an der Zahl (Die Barbie-Puppen eingerechntet). Woher ich sie alle habe, weiß ich nicht mehr. Eine ganz besondere ist die schwarze Jungen-Baby-Puppe. Olaf heißt sie und hat den weiten Weg in mein Waisenhaus gefunden.
Irgendwann luken meine Eltern durch die Zimmertür und bewundern mein Heim, meinen aber, es wäre Zeit aufzuräumen, sie wollen frühstücken. Wie alle Kinder möchte ich am liebsten alles stehen lassen.

Die Jungs oben wollen auch kein Ende finden. Sie haben sich gerade etwas zu trinken geholt und am liebsten wäre ihnen jetzt ein Frühstück im Bett.

3
Jan
2008

Verschlingendes Lesen

Stopf. Mampf. Futter. Der große Kerl verschlingt gerade ein Jugendbuch von Enid Blyton - "Abenteuer am Fluß", dabei verdrückt er eine kleine Tafel Schokolade.
Diese schlingende Lesen erinnert mich an mich selber:
Ganze Tüten mit Kitkat oder Balisto lagen unter meinem Bettkasten, als ich "Dolly", "Hanni und Nanni" oder "Fünf Freunde" gelesen habe. Nicht nur ein kleines Stückchen, nein, beutelweise habe ich die süßen Riegel verspeist. Angebrochene Tüten hätte meine Mutter entdeckt, aber ganz verschwundene waren halt fort. Das gab weniger Ärger.

Den Ärger hatte ich dann dennoch ein paar Jahre später, gerade durch die Pubertät gelaufen, plagte mich die Speckröllchen.
Der Große hingegen könnte noch ein bisschen Fett auf den Rippen gebrauchen, von daher, lass ich ihn mal ... lesen.

2
Jan
2008

Von der Kunst dennoch zu lachen

2. Januar 2008. Heute fand in meiner Familie wieder dieses alljährliche Kaffeetrinken statt. Jedes Jahr treffen wir uns an diesem Tag, obwohl wir uns gerade erst an Weihnachten genossen haben und eigentlich langsam überdrüssig werden.
Der 2. Januar ist der Geburtstag meines jüngeren Bruders. 25 Jahre ist er heute geworden. "Was wohl aus ihm geworden wäre, wenn ... ?" fragte mich der Mann an meiner Seite, tja, dieses "wenn". Mein Bruder ist von klein auf geistig und körperlich schwerst behindert. Er kann nicht sprechen, sich in keiner Form selber versorgen, ist immer auf die Hilfe anderer angewiesen. Seit August letzten Jahres lebt er in einem Heim. Schweren Herzens haben ihn meine Eltern dorthin gebracht. Das Loslassen hat besonders meiner Mutter viele Tränen abverlangt. Und auch mir war damals ganz schwer ums Herz, als sie mich mitnahmen um das Heim zu "inspizieren". Es ist ein ganz normales Wohnheim. Auf 15 Behinderte kommen zwei Betreuer. Kein besonders toller, leider gängiger Betreuungschlüssel in Deutschland. Mein Bruder kommt eigentlich nie vor die Tür. Es hat ja auch keiner Zeit ihn zu begleiten. So sind die Besuche daheim für ihn echte Highlights in seinem sonst tristen Leben.

Geburtstag. Also an diesem Geburtstag passiert eigentlich immer das Gleiche. Meine Schwester und ich kommen mit unseren Kindern eingetrudelt, sechs sind es mittlerweile. Meine Mutter tischt Massen an Kuchen auf, in der Hoffnung das ihre Enkelkinder irgendetwas davon schmeckt. Im Endeffekt halten diese sich dann doch an Kinderschokolade fest.
Mein Bruder bekommt von uns immer einen Katalog und Gummibärchen geschenkt. Mir kam es früher immer so herzlos vor: Altpapier und etwas zum Naschen. Aber er liebt Kataloge heiß und innig, genau wie Fernsehzeitschriften (egal aus welcher Woche) und Autozeitungen. Aber das Größte sind für ihn diese dicken Wälzer der Versandhäuser. Also bewahre ich sie ihm auf und erfülle ihm damit einen Herzenswunsch. Dieses Jahr kaufte mein Mann ihm noch eine Autozeitung, die wir ihm mit dem Katalog in Geschenkpapier packten.

Zur Kaffeetafel lässt der junge Mann sich bitten. Selten sitzt er von Anfang an dabei, meistens liegt er auf dem Boden, weil es ihm liegend auf Grund seiner Skulliose am besten geht. Irgendwann gesellt er sich dann doch zu uns und lässt sich von meiner Mutter und meinem Vater füttern, denn allein kann er nicht essen. Er sitzt am Tisch, legt seinen Kopf schief und grinst einmal schelmisch in die Runde. Danach grapscht er die Hand seines Sitznachbarn und lässt sich am Kopf kraulen. In diesem Jahr saß ich neben ihm und somit durfte ich die ganze Zeit durch seine kurzen Stoppelhaare wuscheln. Ich denke jedem ist es lästig, so neben ihm zu sitzen, schließlich will man sich eigentlich unterhalten. Aber - hey - das ist sein Weg, ein wenig Zuwendung zu ergattern - und heute ist sein Geburtstag.

Wir saßen vielleicht ein halbe Stunde gemeinsam am Tisch, da zieht er am Arm von meinem Vater und bettelt "Auwa". Es ist eins der drei Wörter die man aus seinem Munde verstehen kann. Die anderen zwei sind "Mama" und "Papa". "Ich bin mit dir doch extra vorhin noch eine Runde Auto gefahren!" entgegnet mein Vater und seufzt innerlich. Mein Vater fährt viele, viele Touren durch die nähere und weitere Umgebung für meinen Bruder. Er ist ja eigentlich der Meinung er müsse sein Spritgeld von der Steuer absetzen können, als Pflegegeld für meinen Bruder. "Jetzt noch nicht, nachher fahren wir noch einmal Auto", macht er ihm Hoffnung und für einen Moment lässt, sein permanentes Betteln nach. Die Kinder indes krabbeln zu unseren Füßen herum und spielen verstecken.

Mein Bruder setzt sich mit meiner Mutter auf die Couch und schläft an ihrer Schulter ein. Wir können eine halbe Stunde entspannt reden, weil mein Vater mit den Kleinen die letzten übriggebliebenen Silvesterkracher zündet. Ich denke oft, dass meine Vater mit seinen Enkeln das nachholt, wozu er mit uns keine Zeit hatte. Rumtoben und ein bisschen Unsinn machen.
"Papa geht's nicht so gut." erzählt meine Mutter unvermittelt. "Seine Herzrhythmus-Störungen machen ihm mehr zu schaffen, als er zugibt." "Davon hat er nie etwas erzählt!" bin ich entsetzt. Mein Vater war immer stark, nie wirklich krank und wenn riss er sich zusammen, nur um seinen Kindern zu helfen. "Doch, sie machen ihm Angst."
Mir wird es total schwer ums Herz. Meine Eltern waren immer die Starken, nichts hat sie umgehauen und nun wird mir mit einem Mal bewusst, dass auch dem Leben meines Vaters irgendwann einmal ein Ende gesetzt sein wird. Ich mag den Gedanken nicht weiter denken.
Als ich die Möglichkeit habe meinen Vater alleine zu reden, spreche ich ihn darauf an. Er wirkt wirklich unsicher, ist aber schon in ärztlicher Behandlung.

Als meine Schwester und ich mit der Kinderschar nach Hause aufbrechen, stehen wir im Flur, mein Bruder drängelt sich mit seinem Rollstuhl dazwischen und will nach draußen. "Gleich, gleich," beschwichtigt meine Mutter ihn und schaut wieder bekümmert aus. Sie will uns herzlich verabschieden, bedankt sich noch einmal für unser Kommen und die Geschenke. "Über den Katalog und die Zeitung hat er sich sehr gefreut. " "Mmmmh," nicke ich, "die hat xxx für ihn gekauft, obwohl - er war der Meinung, dass unser Bruderherz sich wahrscheinlich über den Playboy viel mehr gefreut hätte."
Wir müssen herzhaft lachen.

1
Jan
2008

"Gute Ideen von mir!"

Der kleine Kerl sitzt mir gegenüber und malt wieder ein Raumschiffbild. Eine gefährliche Schlacht baut sich auf dem weißen Papier auf. Raumschiffe diverser Formen und Farben, Böse und Gute kämpfen gegen einander.

"Guck mal, sieht das nicht cool aus?"

Ich blinzle vom Notebook hoch: "Sehr gefährlich."

"Mmmmh," nickt er versunken, "gute Ideen von mir."


Hey, wann habe ich mich eigentlich das letzte Mal selber gelobt?

Der falsche Brauch

Heute morgen habe ich mir selber bewiesen, dass man Brauchtum traditionell falsch anwenden kann. Bei uns zu Hause ist eine - wie ich finde - wunderschöne Tradition, am Neujahrsmorgen mit einem Glas Prosecco und Panettone zu genießen. Ich freue mich jedes Jahr darauf, ist es doch etwas ganz besonderes schon am Morgen diese leicht prickelnde Getränk mit diesem Kuchen, der seine fruchtige Süße vor allem durch Rosinen und Orangeat gewinnt, zu verspeisen.
Zum ersten Panettone kamen wir durch ein Pizza-Taxi-Fahrer in Köln, der uns mit einer extra großen Pizzalieferung zum Dank dieses italienische Backspezialität schenkte. Am Neujahrsmorgen haben wir es probiert - und gut hat er uns geschmeckt. Darauf das Jahr kaufte ich einen Panettone bei Aldi. Dann beim italienischen Feinschmeckerladen, weil ich den Sonderposten beim Aldi verpasste. Billige und teuere haben wir regelmäßig am Neujahrsmorgen gegessen, und uns jedes Mal sehr darauf gefreut.
Und heute morgen stellte ich mir die Frage, wann der Italiener eigentlich seinen Panettone genießt. Und - es ist sein Weihnachtskuchen. Tse.
Für mich ist er der Neujahrskuchen. Und das wird auch immer so bleiben.
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