24
Feb
2008

Kleine Karte - Große Wirkung

Mit großen Schritten geht der große Kerl vor mir. In der linken Hand trägt er einen Leinensack mit Büchern über Indien, in der rechten Hand hält er - stolz wie Oskar - seinen ersten, richtigen Büchereiausweis, gerade erstanden, mit Strichcode, eigener Unterschrift und so.
"Jetzt werde ich erwachsen!" sprudelt es aus ihm heraus und fröhlich maschiert er den Weg entlang nach Hause.
Schmunzelnd schaue ich ihm nach und bin wirklich froh, dass das noch etwas Zeit hat.

14
Feb
2008

Zwei Welten?

"Wir beide leben in zwei verschiedenen Welten!"
Wütend prasseln viele Worte auf den kleinen Kerl nieder.
"Du siehst immer alles nur aus deiner Sicht."
Die Streitereien der letzten Tage habe mir endgültig die Nerven geklaut. Ich habe keine Lust mehr ruhig und verständnisvoll mit ihm zu reden. Der Frust kommt raus.
Auslöser ist immer das Gleiche: Er versteht, denkt sich irgendetwas und wenn ich nicht passend reagiere nach seinen Wünschen und Bedürfnissen, habe ich alles falsch gemacht und bin die Böse. Heute abend ist mir der Kragen geplatzt.
Er zieht seine Augenbrauen grimmig zusammen und guckt mich geringschätzig an - aber ich sehe auch einen versteckten Schimmer in seinen Augen und verhalten schluckt er einmal hinunter. "Und, was sagst du dazu? Was denkst du darüber?"

"Das stimmt gar nicht, was du da sagst. Wir leben nicht in zwei Welten. Wir sind hier zusammen und das ist Wirklichkeit."

Richtig.

13
Feb
2008

Lies in deinen Nägeln!

Diesen Artikel fand ich doch sehr interessant. Form und Farbe der Nägel können auf Krankheiten hinweisen.
Die hochgewölbten Nägel, sogenannte Uhrglasnägel, erinnerten mich an einen Bekannten aus alten Zeiten. Um ehrlich zu sein, wir Mädels regten uns immer über seine schrecklichen Finger auf. Er hatte riesige Hände - war ja auch ein großer Mann - mit diesen hässlichen Nägeln. Das gesamte Bild wirkte wie Klauen. ... Natürlich konnte er für das Aussehen seiner Hände nichts. Schlimm, wenn dahinter noch eine andere Krankheit steckte.

9
Feb
2008

Traurig

Ich kann mich nicht wirklich von ihm trennen, aber ich spüre meinen zugeschnürten Hals und dass mir gleich die Tränen in die Augen schießen. Also "Tschüss!" Kurz und bündig - und raus.

Ich habe heute meinen Bruder im Wohnheim für Behinderte besucht. Eigentlich ist es ein schönes Wohnheim. Vor zwei Jahren neu renoviert und eröffnet. Große weite Gänge. Freundliche Räume. Das Personal sagt mir auch zu, nette Mitarbeiter.

Meine Eltern sind derzeit im Urlaub, endlich einmal weit weg. Sie trauen es sich, weil sie meinen Bruder gut versorgt wissen. Klar Abstriche müssen sie immer machen. Es ist halt nicht wie zu Hause. Meine Schwester sagt immer scherzhaft, dass unser Bruder wohl der bestgepflegteste Behinderte in ganz Deutschland sei. Nun ist er schon drei Wochen am Stück im Heim, weil meine Eltern ihn nicht zu den Wochenenden wie gewohnt nach Hause holen konnten.

Zuerst ignoriert er mich ein paar Minuten lang, fast als wolle er mir sagen: "Was willst du denn hier?" Oder seine Welten rutschen ineinander und er braucht eine Weile zu verstehen, wer vor ihm steht. Es hat mich schon ein wenig getroffen, aber nun gut, er hat sich ja auch nicht ausgesucht, ob ich komme oder nicht.

Dann machen wir einen kleinen Spaziergang in der Sonne, sitzen auf der Terrasse und er zeigt mir seine Photoalben. Seine Erinnerung an zu Hause und vergangenen Erlebnisse. Er kann nicht sprechen, so rede ich die ganze Zeit, versuche nachzuvollziehen, was er mir sagen will. Zwischendurch sagt er "Mama!". Neben Papa das einzige Wort, was er sagen kann. Ich erkläre ihm immer und immer wieder, dass Mama und Papa im Urlaub sind, ihn aber bestimmt nächstes Wochenende nach Hause holen. Für einen Menschen der kein Zeitverständnis hat ein schlechter Trost. Immer und immer wieder mache ich ihm Mut, flüstere ihm ins Ohr, drücke meine Stirn an seine: "Glaub mir, sie vermissen dich auch, und sie werden dich besuchen und holen. Du musst nur noch ein wenig warten!" Meine Stimme klingt zuversichtlich, das weiß ich, aber mein Herz wird schwerer und schwerer.
Als ich mich dann von ihm verabschiede bin ich traurig, traurig weil es ein so trostlose Situation ist. Er ist mit seinen 25 Jahren ein vollkommen unselbständiger Mensch, der sein Leben nicht selber gestalten kann, aber weiß dass es dort draußen so viel mehr gibt, als das Gelände des Heims. Er ist eingesperrt, kann sich nicht frei bewegen, ist darauf angewiesen, dass andere ihm diese Welt zeigen. Er kann noch nicht einmal selber entscheiden, was er essen will. Kann sich keine Karnevalskamelle selber öffnen, die da vor uns auf dem Tisch liegen. Er ist angewiesen darauf, dass andere ihm Zeit und Liebe schenken. Schenkt selber manchmal Zuneigung, wenn er einem durch das Haar wuschelt oder Sabberküsschen austeilt.
Ich kann nichts für ihn ändern, kann nur akzeptieren. Aber heute tut es mir wirklich in der Seele weh.

8
Feb
2008

Alles eine Frage der Tischdeko

Da sitzen 12 kleine rebellische Herren um mich herum am Tisch, ein hartes Kaliber von der ganz besonderen Sorte, kleine Jungs mit denen die eigenen Söhne nach Wunsch der Eltern besser keinen Umgang haben sollten.
Nun diese Jungs sind nach Auskunft meiner männlichen Kollegen nicht fähig sich gesittet bei Tisch zu benehmen. Heute habe ich die besondere Herausforderung angenommen und sie zu Tisch gebeten, nach dem drei von ihnen eine dreiviertel Stunde mit mir in der Küche gewerkelt haben. Danach haben noch zwei andere mir beim Tischdecken geholfen mit Servietten und so.
Dann haben wir die 12 Herren an den gedeckten Tisch gerufen.
Die einzige Bitte von mir ist: "Ich weiß, dass ihr Kerle immer einen großen Hunger habt, aber bitte nehmt euch immer nur ein Teil - und wenn ihr fertig seid, bringt bitte euer Geschirr in die Küche!"
Und was soll ich sagen, sie haben artig am Tisch gesessen und gegessen, erzählt und sogar abgeräumt. Keine Klagen von meiner Seite zu melden.
Als ich dann siegesbewußt zu unserer Praktikantin zuzwinkerte und meinte: "Na also, geht doch!" Ist ihr einziges Statement: "Die waren angetan von der Tischdeko!"

So ist das also. Nix Pädagogik. Alles nur Deko. ;-)

5
Feb
2008

Omas und Opas unter uns

Mitten in unserem Ortszentrum ist ein Altenwohnheim gebaut worden. Dadurch hat sich in den letzten Monaten ein wenig unser Stadtbild verändert. Immer wieder trifft man nun Senioren, die mit ihrem Rollwägelchen über die Bürgersteige spazieren. Ich finde die Lage des Wohnheims ausgezeichnet. Die Alten haben alles in ihrer Nähe: Ein Cafe, eine Apotheke, eine Bank, ein Lebensmittelladen, ein Eiscafe, einen Friseur, ein Ärztehaus, Drogerien - halt alles was man zum Leben braucht. Auch wenn es direkt an der Hauptverkehrstraße liegt - will man ein wenig Selbständigkeit im Alter aufrecht erhalten, so ist man dort gut aufgehoben.
Heute vormittag saß ich mit den Kerlen beim Friseur, und während ihre langen Haare gestutzt wurden, kam eine ältere Dame mit junger Begleitung herein. "Meine Omi hätte gerne einen neuen Haarschnitt, etwas praktisches, das sie gut alleine händeln kann." bat die junge Frau. Ihre Oma nickte zustimmend und lächelte offen, aber richtig sprechen konnte sie nicht mehr. Ihre gesamte Körperhaltung wirkte sehr gebrechlich, wenngleich sie noch ohne Hilfe lief.
Ich fand die junge Frau klasse, wie sie sich dort um die ältere Dame bemühte, ihr Leben ein wenig angenehmer machte und einfach für sie da war.

3
Feb
2008

Mein Gürkchen

Also, nein! Welcher Mann lässt sich denn so gerne rufen?
Das ist ja der Lustkiller-Nummer 1.

"Mein Gürkchen!"


Für weitere aktuelle Kosenamen guckst du hier.

1
Feb
2008

Mittagstalk III

Die kleinen Kerle tauschen sich über ihre schrecklichsten Albträume aus.

Der kleine Kerl: "In meinem Zimmer waren Aliens und die zogen mich aus dem Bett raus."

Der große Kerl: "Ich wurde zu einem Bösen, der über die ganze Welt herrschte."

Splitterfasernackt im Schlachtfeld

Das muss einen als Mama nicht irritieren,

wenn man morgens das Kinderzimmer betritt und ein kleiner Mann, so wie Gott ihn schuf, auf dem Matratzenlager auf und ab springt und alle um ihn herum stehenden Droiden abschießt. "piu-piu-piu-piu-piu-piu!"

Nein, das muss einen nicht irritieren.

"Ey, Mama, wir spielen gerade!"

Ach so.
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