Nachdenkliches

27
Mrz
2007

Erfolg macht sexy

Definitiv. Da steht er vor mir und blickt mich an. Seine grünen Augen glänzen. Die Haare, die eigentlich bald wieder die Schere der süßen blonden Friseuse treffen sollten, sind zerzaust und hängen ihm leicht strähnig in die Stirn. Er trägt diesen Mix aus Markenklamotten und No-Brands, nicht aufdringlich aber gepflegt: Ein weißes Hemd unter grauen Cashmere-Pulli auf Blue-Jeans. Ein ganz normaler Tag, in einem normalen Outfit.
Aber ein Tag wie jeder andere ist es dann doch nicht. Er hat heute ein erstklassiges Angebot bekommen. Die monatelange Arbeit bis in die Nacht hat sich gelohnt. Und so ist dieser Tag dann vielleicht doch eher der Anfang von hoffentlich erfolgreichen Wochen.
Und genauso stolz kommt er nach Hause, in der Gewissheit etwas erreicht zu haben. Nicht in Angeberpose, aber mit aufrechten Gang, zufrieden über seine erbrachte Leistung. Ein verhaltenes Lächeln umspielt seine Lippen. Es ist ein verschmitztes, zurückhaltendes Lächeln, das die Lachfältchen auftauchen und die Augen strahlen lässt.

Früher dachte ich immer es wären, die Statussymbole – rasanter Flitzer, großes Anwesen, teure Kleidung, die damit gemeint sind, wenn wir sagen „Erfolg macht sexy“. Ich halte von derlei Dingen nicht viel. Materielle Dinge sind vor allem da, um mir persönlich zu nutzen, mir ein Wohlgefühl zu bereiten, aber ich brauche sie nicht zu Selbstdarstellung. Männer die mit dem Etikett ihres teuren Anzuges wedeln, verlieren bei mir.
Heute ist mir bewusst, dass Erfolg tatsächlich sexy macht, aber es sind nicht das Geld und die damit erworbenen Güter,
es ist vor allem die Stärke, die mich daran anmacht.

12
Mrz
2007

Nicht ein Küsschen ....

wollte der große Kerl mir mehr geben. Einfach davon gefahren ist er im Bus mit all den anderen Rackern. Ich setzte mein fröhlichstes Lächeln auf, machte noch ein Foto von ihm im Bus und winkte mit all den anderen Mamas begeistert meinem kleinen Schatz hinterher. Aber der Kloß im Hals war schon gewaltig.

Manchmal ist das Loslassen echt schwerer als das Weggehen.

8
Mrz
2007

Kinderräuber

"Mama, was machen Kinderräuber eigentlich?" fragt mich mein Großer und schaut mir aufmerksam in die Augen. Diese Frage überrumpelt mich. Natürlich habe ich eine Vorstellung davon, wozu Kinderschänder fähig sind, aber erzählen will ich ihm das wahrlich nicht.
Sein Frage kommt nicht ohne Grund. In der Schule bekamen die Kinder dieser Tage einen Elternbrief mit, in dem darauf hingewiesen wurde, das in den vergangenen Tagen ein Mann versucht hat ein Mädchen in sein Auto zu zerren. Das Mädchen konnte sich glücklicherweise befreien.
Seit dem ist der sichere Schulweg ein ganz großes Thema.
Nur dieses Warum, was macht diese Menschen so gefährlich, warum muss man sich vor ihnen schützen, diese Antwort blieb bislang offen, dachte ich bislang auch nicht, dass es überhaupt eine Frage wäre.

"Sie halten Kinder wider ihren Willen gefangen und fügen ihnen Schmerzen zu." antworte ich nach einigen Überlegungen. Die Augen des Großen weiten sich kurz, aber dann ist das Thema für ihn erledigt.

6
Mrz
2007

Frühchen

Ein lieber Kollege von mir ist dieser Tage Papa geworden. Sein kleiner Sohn wurde in der 28. Schwangerschaftswoche mit einem Gewicht von 1.100 Gramm geboren.
Ich hörte diese Neuigkeiten und war total erschrocken, was wiederum ein anderer Kollege sehr rügte. "Sollten wir nicht jedes Leben mit Freude entgegennehmen?" Ja, natürlich, das sollten wir. Nur sehe ich in meiner pessimistischen Art auch, was alles noch passieren kann. Ich war betroffen und wünschte dem jungen Papa und seiner lieben Frau (in Gedanken!!!) nur viele starke Nerven und ganz viel Hoffnung.

Heute offenbarte mir meine Kollegin, dass auch sie ein 7-Monats-Kind sei und - vor über vierzig Jahren gab es noch nicht diese sehr gut ausgestatteten Frühchen-Stationen wie heute. Das hat mir für die jungen Eltern sehr viel Hoffnung gegeben: Meine Kollegin ist eine sehr liebe und aufgeschlossene Frau mit ausgeprägten künstlerischen Fähigkeiten.

5
Mrz
2007

Prügelnde Mädchen

In den letzten fünf Tagen haben sich zweimal bei uns am Ort Mädchen aus zwei unterschiedlichen Schulen und Stadtteilen nach der Schule getroffen um zu "fighten". Mädchenhorden rotteten sich zusammen am Bahnhof und vor der Schule, um eine Schlacht auszutragen. Worum es ging, ist vollkommen unklar. "Um die Ehre" - "Die haben uns beleidigt" waren die einzigen O-Töne. In die Medien kam dieser Kleinkrieg natürlich nicht, liegt den Schulleitern doch viel zu sehr daran, dass die Schule ihren guten Ruf bewahren.
Es waren nicht nur Hauptschülerinnen daran beteiligt, sondern auch Realschüler und Gesamtschüler. Die Lehrer hatten keine großartigen Möglichkeiten zu schlichten. Die Mädchen ließen sich vertreiben, führten dann ihren Kampf aber an andere Stelle fort, wo sie von der Polizei auseinander gerissen worden sind.

Prügelnde Mädchen sind mir vollkommen fremd. Ich selber habe - soweit ich mich erinnern kann - noch nie eine Hand gegen eine Geschlechtsgenossin erhoben, noch nicht einmal als kleine Göre gegen meine Schwester. Darum frage ich mich erst recht, was treibt die Mädchen sich zu schlagen, mit den Fäusten zu prügeln, manchesmal sogar krankenhausreif.

Bei uns am Ort sind Bandenkriege zwischen Jungen nichts Außergewöhnliches, wenngleich sich noch alles im Rahmen hält - sofern man hier überhaupt von einem Rahmen sprechen kann, jede körperliche Gewalt ist keine Lösung. Dass die Mädchen sich dieses Verhalten von den Jungen abgeguckt haben, wäre eine Lösung. Ich wage sogar zu behaupten, dass die männlichen Jugendlichen stolz auf ihre um sich schlagenden Freundinnen sind.

Körperliche Überlegenheit ist ganz neu wichtig geworden. Noch mehr von Bedeutung ist das Gruppenzugehörigkeitsgefühl, schließlich prügelten sich hier die Mädchen aus unterschiedlichen Stadtteilen. Das gemeinsame Erleben, die Anstrengung, das Leiden und das gegenseitige Wunden lecken schweißt zusammen und gibt das Gefühl nicht alleine zu sein, sondern eben dazugehörig.

Nichtsdestotrotz denke ich, dass es keiner nötig hat seine körperliche Überlegenheit unter Beweis zustellen, wenn er sich seiner persönlichen Stärke bewußt ist.
"Ich schlage die zusammen, weil ... ich brauche das als Genugtuung, ich kann diese Niederlage von gestern nicht auf mit sitzen lassen." erzählte mir später ein Teenie. Diese Mädchen scheinen sich vor allem über physische Macht zu definieren. Ihrer anderen Kompetenzen haben sie nicht vor Augen. Sie haben auch viel zu selten Erfolgserlebnisse, um sich über ihre anderen Fähigkeiten im Klaren zu sein.
Jugendliche, die oft Niederlagen einstecken müssen, sich selber nicht als erfolgreich wahrnehmen, verkriechen sich, schalten ab, sind permanent zugekifft oder suchen eben ihre Stärke in ihrer Muskelkraft.

Wieviel würde sich doch verändern, wenn wir ihre Perspektivenlosigkeit ändern könnten, ihre Kraft in gute Bahnen lenken, ihnen Ideen geben könnten, wofür es sich tatsächlich lohnt zu kämpfen. Ein großes Stück Hoffnung würden wir in ihre Hände legen.

28
Feb
2007

Grausam

Wenn es für die Grausamkeit keine Worte mehr gibt.

Es war nur eine kleine Meldung , auf die ich vor ein paar Tagen bei einem lieben Blogger hingewiesen worde. Aber sie lässt mich nicht los. Diese Grausamkeit ist nicht mehr in Worte zu fassen. Und sie ist so schlimm, dass ich noch nicht einmal Wut empfinden kann, nur tiefe Trauer für ein Mädchen, welches ich noch nicht einmal kannte.

27
Feb
2007

Der Mensch - das Herdentier

Lustige und nicht ganz ungefährliche Situation bei einer Rallye mit Grundschulkindern:

Alle Teilnehmer sind in Gruppen eingeteilt, haben einen Laufzettel und kennen den Weg virtuell auf der Karte. Eine Gruppe überquert - anders als auf dem Plan eingezeichnet - die belebte Hauptstraße, weil sie meint drüben etwas besser lesen zu können. Was passiert? Die anderen latschen hinterher ohne darüber nachzudenken, ob es richtig ist oder nicht - sehr zum Erschrecken der Betreuer.

Ist das nicht oft so, dass wir dem hinterherlaufen, was alle anderen machen, obwohl wir einen eigenen Kopf haben und selber entscheiden können. Das was die Masse macht, befinden wir als gut, eben weil es viele machen.

Ich selber tendiere auch zu diesem Verhalten. Bei einem beliebten Discounter gibt es einen Wühltisch mit preiswerter Kinderkleidung. Eine riesige Menschentraube bietet sich eine Schlacht darum, noch ein Teil zu ergattern. Ich stürze mich auch auf diesen Tisch, unabhängig davon, ob meine Jungs gerade eine neue Hose brauchen oder nicht. Schließlich geht es darum nichts zu verpassen und vor allem kein Schnäppchen. Mit zwei Hosen in der Hand halte ich inne: Moment einmal! Die Jungs haben Kleiderschränke, die kurz vor dem Explodieren sind. Brauchen sie wirklich noch 'ne neue Botz?

Lage checken - Abwägen - eigenverantwortlich Entscheiden und eben nicht von einem Massenphänomen leiten lassen ist eine immer wiederkehrende Herausforderung.

18
Feb
2007

Abgetaucht

In den letzten sechzehn Stunden habe ich "Rosannas Tochter" von Amelie Fried in einem Rutsch durchgelesen. Das grenzt für mich persönlich schon an ein Wunderwerk und ist ein großes Kompliment an die Autorin. Normalerweise sind Bücher für mich das beste Schlafmittel: Zehn Minuten gelesen und meine Augen klappen von ganz alleine zu. (In diesem Zusammenhang stelle ich mir noch heute die Frage, wie ich überhaupt jemals mein Studium beendet habe, so oft wie mein Kopf über den Bücher einsackte. )
Ich mag diesen einfachen und doch fesselnden Schreibstil von Amelie Fried, und so hat mich das Buch in einen Bann gezogen, dessen ich mich nicht entziehen konnte. Allerdings birgt dieser Lesemarathon einen Nachteil in sich: Seit Stunden habe ich das Gefühl, ich bewege mich in einer andere Welt. Richtig abgetaucht bin ich und lebe mit den Charakteren weiter. Ob mir das Auftauchen heute noch gelingen will, weiß ich nicht vorherzusagen.

14
Feb
2007

Geben ist seliger denn Nehmen

Oh ja. Ich wurde heute morgen überraschend zum Valentinstag zauberhaft beschenkt und seit dem plagt mich die Pein:

Wieso ist mir nichts Gescheites eingefallen?
Weiß er, dass ich ihn liebe, oder wirke ich jetzt herzlos?
Bin ich genug aufmerksam ihm gegenüber?

Und dabei stelle ich fest, dass meine rastlosen Gedanken wiederum sehr egoistische Gedanken sind:
Mir geht es nur darum, dass ich ihm gegenüber möglichst gut wegkomme.
Stattdessen sollte ich mich einfach mal von Herzen freuen und sagen:

Danke mein Süßer, das hast du hervorragend ausgesucht. Ich bin total begeistert. Und ich bin glücklich darüber, dass du mir immer wieder deine Liebe zeigst - nicht nur materiell. ;>

10
Feb
2007

Das Ding mit dem Tütchen

Großes Geplärr vor der Haustür. Die Kinder verabschieden sich gerade von dem Geburtstagskind, als ein Kind draußen ein Riesengezeter anstimmt, weil es kein Tütchen zum Abschied gab - diese kleinen Tütchen mit Bonbons und Schokolädchen.

Eine kleine Begebenheit, die mich sehr nachdenklich gestimmt hat.


Was sind das für verwöhnte kleine Kinder, die einen Anspruch erheben auf Abschiedspresente nach einer Geburtstagsfeier?
Was für Werte vermitteln wir Eltern, dass Kinder solche Erwartungen hegen?
Welches Kind kann sich heute noch ehrlich über Kleinigkeiten wie Großigkeiten freuen?
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