Nachdenkliches

12
Jul
2007

26 Zoll

Betont lässig hält der große Kerl das Lenkrad seines neuen Rades in den Händen, den Querholm zwischen den Beinen fest geklemmt. Stolz wie Oskar ist er, dass er auch ein richtig großes Fahrrad besitzen darf - 26 Zoll. Das ist schon eine Marke - und wird mit dem Nachbarsjungen durchdiskutiert, schließlich ist der drei Jahre älter und fährt auch nur 26 Zoll. Männer und die Größen.

Ich stehe daneben und sehe vor meinem geistigen Auge den großen Kerl als kleinen Jungen auf Stützrädern hier den Weg auf- und abbrausen. Gerade mal drei Jahre ist das her.
Der kleine Kerl profitiert natürlich auch von dem neuen Fahrzeug des großen Bruders. Er fährt nun stolz die 20 Zoll mit drei Gängen - und das in einer halsbrecherischen Geschwindigkeit, dass ich lieber schnell weggucke.


Ist schon irgendwie merkwürdig, wie man am Rad ablesen kann, dass die Zeit voranschreitet.

17
Jun
2007

Pessimismus

Blöde Bauchgefühle.

Ich glaube, es gibt diffuse Befürchtungen, die können vor allem Mamas nachvollziehen: Ich steckte gerade meinen kleinen Kerl mit Husten ins Bett - und da ich seit Jahren mit Husten am Kind so meine Erfahrungen gemacht habe- ahne ich, dass dieses mehr als eine ausgereifte Bronchitis ist. Wenn Sohnemann auch noch klagt, dass das Luftholen weht tut, ist das böse.
Ich hasse so Abende, weil sie Vorboten einer ohnehin schon turbolenter Woche sind und von mir mal wieder ein wenig Improvisationstalent abverlangen. Bekommen wir schon hin. Irgendwie.

Und vielleicht habe ich ja auch unrecht. Hoffentlich.

7
Jun
2007

Nach der Trennung geht's bergauf

Neulich im Zug. Ich belausche das Gespräch zweier Frauen um die Vierzig. Sie sitzen direkt neben mir.

"Ich glaub nicht mehr wirklich an die Ehe. Letztens war ich auf einer Hochzeit. Mitte Zwanzig waren die beiden. Länger als 13 Jahre gebe ich denen nicht. Naja, wahrscheinlich bin ich vorbelastet.... ."

"Ja in meinem Bekanntenkreis lassen sich im Moment auch viele scheiden. Funktioniert überall nicht mehr."

"Ist ja auch kein Wunder. Diese Muttis lassen sich auch alle zu sehr gehen. Oder würdest du gern in Jogginghosen empfangen werden?"

"Oh nein, man sollte immer etwas aus sich machen."

"Aber weißt du, was ich interessant finde: Die Frauen, die sich von ihren Männern getrennt haben, die machen jetzt richtig was aus sich. Die blühen regelrecht auf. Kleiden sich gut und machen auf ihre Weise Karriere. Das ist richtig schön anzusehen!"



Da ist was dran.

6
Jun
2007

Internet - Segen oder Fluch?

Ich durfte heute einiges über das Internet lernen, was mir meinen kleinen, doch sehr begrenzten Horizont erweitert hat; vor allem darüber wie schnell Kinder und Jugendliche doch Zugriff zu pornographischen Bildern haben und wie Eltern dieses eigentlich nicht verhindern können.
Frei nach dem Motto: "Wer suchet, der findet. Und wer nicht sucht, der bekommt 's trotzdem."
Es gibt so viele Kinder, die verstört sind durch das was sie gesehen haben. Bilder, die sie nicht einsortieren können und die sie magisch verfolgen.
Ein Junge soll einmal gefragt haben: "Warum gibt's das eigentlich - das Internet? Wenn es doch so gefährlich ist? Warum wird das nicht einfach verboten?"

Ist das Internet tatsächlich gefährlich? Für die, die wissen damit umzugehen mit Sicherheit nicht. Aber für die anderen schon.
Medienkompetenz - ein so alter Hut, aber gerade heute hochaktuell.

Ich für mich möchte das Internet nicht mehr wissen. Wieviele Informationen für meinen Alltag habe ich doch runtergezogen, hilfreiche kleine Tips und sei es nur eine Cholesterintabelle.

Mein Großer hat mir die Tage gestanden, er hätte in Google einmal "SEX" eingegeben. Gesehen hätte er nicht mehr als ein paar "nackte Busenfrauen". Ihm ist nichts passiert, es hat ihn nichts schockiert, aber ich habe kräftig geschluckt - so viel Neugierde hätte ich ihm nicht zugetraut. Wir haben als Eltern natürlich direkt über Filter diskutiert und wie wir unsere Jungs vor Bilder bewahren können, die sie wirklich noch nichts angehen.
Doch seit heute weiß ich, dass auch Filter herzlich wenig helfen. Viele bekommen nur die Note "ausreichend". Etwas ganz anderes ist gefragt. Der souveräne Umgang mit dem Internet - Medienkompetenz. Das bewußte Ablehnen von Bilder und auch Texten, die ich nicht verarbeiten kann und das zielorientierte Recherchieren von Informationen, die ich verwerten kann. Kinder können das nicht von alleine. Sie brauchen dabei die Führung der Erwachsenen. Ein Computer mit Internetanschluss gehört deswegen nicht auf das Kinderzimmer.

Ich denke, es ist wichtiger denn je, dass wir uns gemeinsam mit den Kleinen auf den Weg machen, die virtuelle Welt, neue Räume erkunden, und mit ihnen sichere Wege ausfindig machen, um ihren Horizont in einem angemessenen Rahmen zu erweitern.
Das Internet muss kein Fluch sein. Auch für Kinder nicht.
Es kommt auf uns Erwachsene an.

29
Mai
2007

Leuchten

"Stell dein Licht nicht unter den Scheffel", sagte meine Mutter stets, wenn ich mir etwas nicht zutraute und mich lieber versteckte, " und mache dich bitte nicht kleiner als du bist." Wobei man dazu sagen muss, dass ich ziemlich groß gewachsen bin, und in diesen Worten immer eine kleine Erwartungshaltung mitschwang.

Auch heute noch rücke ich nicht gerne nach vorne und verkrieche mich lieber, bevor ich einfach etwas riskiere. Meine Aktionen sind selten, eigentlich nie, risikobehaftet: Lade ich Gäste ein, habe ich das Essen mindestens einmal vorher ausprobiert; melde ich mich zum Halbmarathon an, kann ich mindesten 12 Kilometer laufen und habe noch viel Zeit zum trainieren, um wirklich das Ziel zu erreichen; spiele ich jemanden etwas auf dem Klavier vor, beherrsche ich es in der Regel.

Ich habe einen Kollegen, der ist vollkommen anders drauf. Sehr innovativ ist der Gute, weiß sich selber zu vermarkten - und redet das Blaue vom Himmel herunter, als ob ihm nichts unmöglich wäre. Als nahe Kollegin weiß ich, dass auch vieles heiße Luft ist, er manches nicht bis zum Ende durchzieht und schlicht und ergreifend manches Mal versagt.

Nur dieses Zutrauen, woher nimmt der Mensch das? Den Glaube an sich selber, dass er etwas erreichen kann? Ist es ihm in die Wiege gelegt, ist es ihm anerzogen?

Meine Mutter ist heute stolz auf mich. Das weiß ich. Aber dennoch höre ich sie immer noch unterschwellig diese Botschaft an mich richten: "Mensch, Mädchen, trau dich doch, wag dich endlich mal und wäge nicht zu viel ab."
Ich bin heute noch zu vorsichtig und neige dazu mir meine Ziele mit viel Selbstzweifel selbst zu zerstören. Viel zu selten sage ich: "Ja, das kann ich und das mach ich auch." Diese Worte aus meinen Mund überraschen mich selber.
Das erinnert mich gerade an meine Schulzeit: Oft musste ich mir auf dem Sprechtag anhören, ich solle mich doch mehr am Unterricht beteiligen, ich hätte doch immer gute Gedanken zum Thema, wenn man mich dran nimmt. Aber mein Finger blieb trotzdem unten.

Die einen schaffen es. Die anderen nicht. Letztere schauen immer dem Lichtschein der anderen voller Bewunderung hinterher oder sonnen sich vielleicht in ihrem Glanz.
Ich will mehr. Ich will selber leuchten, mehr aus mir machen und vor allem daran glauben, dass ich es schaffe.

18
Mai
2007

Lebe jetzt

Manchmal überfällt mich einfach dieser eine Gedanke. Von hinten. Meine kleine Welt schien bis eben gerade noch in Ordnung und dann aus dem Nichts stellt sich mir diese Frage: Wie er wohl sein wird? Mein letzter Gang, wenn ich diese Welt verlasse.
So auch gestern Abend. Gemütlich schmökernd hocke ich auf der Couch und plötzlich wird mir ganz anders, mulmig und beklommen. Ich krieche in mich hinein, horche, versinke ins Nichts und bin doch da. Eine kleine Furcht krabbelt in mir hinauf: Was ist, wenn ich morgen gehen muss? Habe ich alles getan was ich tun musste? Wissen Kinder und Mann, dass ich sie unendlich liebe? Oder hat dieser Tag uns entzweit und ich muss schnell diese eine wichtige Botschaft los werden, damit nicht das Letzte, was sie von mir hören, blödes Gezank über unnützes Zeug ist?

Wieviel Zeit beschäftige ich mich mit Dingen, die scheinbar so wichtig sind und dann im Kontext des ganzen Lebens betrachtet so an Bedeutung verlieren? Wieviele schöne Momente können von mir gar nicht in ihrer Fülle genossen werden, weil sie von der Hektik des Tages einfach zusammengestaucht werden auf ein paar kümmerliche Minuten?

Jeder Tag bietet bestimmt Augenblicke, die mich faszinieren und fesseln könnten, aber achtlos dränge ich sie an den Rand und lass mich von dem anderen treiben.

Heute der Tag war anders. Unvorhersehbar. Alle Planung auf den Kopf gestellt und jede Stunde brachte etwas anderes als auf der Agenda. Aber ich gebe zu, ich war es selber, die alles durcheinander gewirbelt hat. Der Große kam eher aus der Schule. Meine eigene Laufeinheit musste ich verkürzen und dann haben wir den Vormittag genutzt wie noch nie. Wir saßen beide auf der Couch und haben gelesen, er seinen geliebten Percy Pickwick und ich meinen Roman. Danach wollte er unbedingt Cluedo spielen - und wir haben gespielt. Seit Monaten das erste Mal wieder, alleine für uns. Das Tagessoll ist bislang liegen geblieben, die Jeanshosen sind nicht gebügelt, die Bäder immer noch nicht geputzt. Aber was soll's? Es war unsere Zeit und die kann uns nicht mehr genommen werden.

Jeden Tag einen Moment zum Unvergesslichen machen und ihn einfach genießen, bewußt wahrnehmen, damit ich am Ende auf vielen wunderbaren Erinnerungen schöpfen kann, das ist mein Ziel für heute und morgen und übermorgen ...

13
Mai
2007

Reste von Muttern

"Kind, was kann ich euch denn noch mitgeben?" fragt mich meine Mutter im Flur, als ich gerade nach meinem kurzen Muttertags-Stop wieder nach Hause fahren will.

"Mama, du willst doch jetzt nicht oma-mäßig damit beginnen, mir etwas mit nach Hause zu geben? Mama, danke, aber wir müssen nicht hungern. Uns geht es gut.", antworte ich resolut, vielleicht etwas zu barsch, aber ich möchte echt nicht noch tagelang Kuchen von gestern essen müssen.

Meine Mutter wirkte nicht so glücklich über mein Statement, aber wenn ich es nicht ausspreche, darf ich demnächst immer Essen nach Hause tragen. Obwohl - sie wirkte so zufrieden, als sie mir einmal Frikadellen einpackte.
Hach, ist das schwierig - mit den Müttern.

10
Mai
2007

Krebs durch Blasen

Dieser Artikel wird manch einem nicht gefallen.

Ich denke mir dazu nur:
"Es lohnt sich einen festen Partner zu haben."

23
Apr
2007

Philosophische Fragen (II)

Auf dem Weg zum Haus wirft der kleine Kerl mal wieder eine Frage ein:

" Was ist wichtiger, die Tür oder der Schlüssel?"

20
Apr
2007

Über mich selber hinaus wachsen

... darf ich morgen, weil ich zu einem Thema dozieren werde, das mich schon seit langem beschäftigt. Ich habe mich so gut es ging darauf vorbereitet und bin wirklich gespannt wie es läuft.
Meine Stärke liegt nicht gerade im freien Reden - es gibt mit Sicherheit andere, die ihre Zuhörer besser zu fesseln wissen als ich. Aber ich freue mich auf das Seminar, sehe es als Herausforderung, als kleinen Test, der mir vielleicht Mut macht noch andere Tätigkeiten anzustreben.
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