16
Jun
2006

Die Andere

Ich bin ein kleiner Nagelfetischist, nicht das ich selber mir den Luxus künstlicher Fingernägel erlaube, nein, ich schaue mir gerne diese wunderschönen gepflegten Nägel der anderen Frauen an - und beneide sie ein klein wenig.

Dabei fällt mir auf, dass ich sowieso sehr detailverliebt bin. Ich betrachte die Frauen nicht nach ihrer Figur, selten begreife ich sie direkt in ihrem ganzen Erscheinungsbild, sondern mir springen die kleinen Besonderheiten ins Auge. Das, was sie für mich attraktiver erscheinen lässt:

"Das sind jetzt mal wirklich schöne blonde Strähnchen. Die Farbe ist einfach natürlich. Wie die Haare schimmern. Herrlich. - Wow, hat die Frau dort vorne einen tollen Mund. Einen richtigen Schmollmund mit satten Lippen. Sehr ausdrucksstark. - Was für ein bezauberndes Dekollete; samtweiche Haut, und diese kleine sexy Spalte. - Wimpern hat diese Frau, lange Wimpern. Wahnsinn. Und die Augen, dieses Klare, Tiefgründige wird durch die feinen, schwarzen Härchen sanft verstärkt. - Süß, die Schwarze hat einen Stip-Arsch, wenn sie sich bewegt, wackelt nix, alles stramm, da möchte man selbst als Frau am liebsten einmal draufklatschen. - Wie eine Gazelle. Das Mädchen hat Beine, wie eine Gazelle. Leicht und unbeschwert läuft sie. Und hübsche, kleine Schuhe. - Holla, das T-Shirt ist aber ganz schön knapp. Aber die Frau kann sich es leisten, ein echt flacher Bauch auf dem sich die Hüftknochen klar abzeichnen. Das Bauchnabel-Piercing sieht heiß aus. - Sieht das Arschgeweih scharf aus. Sehr gutes Motiv. Nicht zu viel und nicht zu wenig. Passt. Gehört einfach über diese beiden Backen. - So eine hübsche Stupsnase und das kleine Piercing, schaut keck aus. - Sind das tolle Nägel. Sehen so natürlich aus. Nein, ich glaube doch, die sind künstlich. Aber schön sind sie."


... Schön sind sie. Die Anderen. ;>

15
Jun
2006

Spiele nicht mit meinem Herzen

in krakeliger Schreibschrift prangen diese Worte auf einer Tafel mitten im Kinderzimmer. Ich bin sehr überrascht, vor allem wegen der doch sehr lyrischen Wortwahl.
"Wieso hast du das auf die Tafel geschrieben?" frage ich nach - Mütter müssen immer nachfragen.
"Weil ich nicht möchte, dass jemand der in mein Zimmer kommt mit meinem Herz spielt." Klar, das hatte ich schon begriffen. Doch ich möchte es gerne mit seinen Worten erklärt wissen.
"Aber was heißt für dich, nicht mit dem Herz spielen?"
Leicht genervt tönt es rüber: " Na, ich möchte nicht, dass jemand zu mir kommt und mein Freund ist, mir aber dann in den Rücken fällt und mich im Stich lässt."

Ich verstehe zu gut, woran er gerade denkt. Heute Nachmittag haben ihn zwei Nachbarjungen ziemlich gepiesackt. Einer von den beiden betrachtet sich als sein guter Freund, lässt sich aber von dem anderen Kerl immer mitreißen. Die beiden haben meinen Großen als Feigling, Blödmann, etc. beschimpft, ihn absichtlich den Ball ins Gesicht geworfen und ihm zum Schluß den Gartenschlauch aus der Hand reißen wollen. Das alles hat ihn so wütend gemacht, dass er außer sich geraten ist und die beiden klatsch nass gespritzt hat. Ich sah nur die grauen Wolken am Himmel, die dicken Pfützen im Garten und die nassen Füsse und war nicht besonders amused und habe dementsprechend wie eine Furie geschimpft.
Leider hatte er mir erst später die Zusammenhänge erklärt. Die Geschichte tat mir für ihn sehr leid - und eigentlich war ich stolz auf ihn, dass er sich alleine den beiden Streithähnen gestellt hat.

Aber dennoch sind da diese Worte vor meinen Augen:
Spiele nicht mit meinem Herzen.

Diese kleine Aufforderung hat mich an kaputte Freundschaften erinnert; hat mich an Menschen erinnert, in die ich investiert habe, die ich sehr gemocht habe, die sich von mir aus schleierhaften Gründen abgewendet haben und ich nur mit Kummer zurückblieb.

Ich hätte meinem Sohn diesen Schmerz gerne erspart.
Aber wahrscheinlich müssen wir alle auch durch diese bitteren Erfahrungen im Leben durch.

Und wer weiß es?

Fronleichnam
Was verbirgt sich hinter diesem Feiertag?

Ich bin bislang noch auf keinen Erwachsenen gestoßen, der mir ohne Internetrecherche erklären konnte, welche Bedeutung dieser Tag eigentlich hat.
Und, wie schaut's aus in Klein-Bloggersdorf? Wer kennt sich aus?

14
Jun
2006

Ohren auf - Ich komme!

Das geht einfach nicht:

Laute Musik im Auto und die Fenster sind zu.

Der Sound muss raus.
Alles andere ist absolut unbefriedigend.

Also vergess ich die Hitze, mache die Klimaanlage aus, lasse die Scheiben runter, drehe den Regler höher,

und fahre mit den Tönen davon. ;>

11
Jun
2006

Morgens um Acht

Sohn: "Papa, deine Backen sehen so aus wie ein PFERDEARSCH."

Mutter (verstohlen): "hihihihihi."

Sohn: "Mama, deine sehen auch so aus. Nur DICKER!"

Mutter:*schluck*.

Vater (laut): "hahahaha. Der war gut!"


Jungs, nächste Woche gibt es Rohkost: Möhren, Äpfel und Hafer .
;>>

10
Jun
2006

Die Macht der Augen

Ich bin verzaubert, regelrecht verzaubert. Es ist verrückt. Ich träume mich weg in ferne Welten, obwohl das Gute für mich sehr nahe ist und ich darum weiß.
Aber heute Abend bin ich in Bann gezogen von diesen Augen.

Ist schon lustig. Vor Jahren ist mir genau das Selbe an gleicher Stelle passiert:
Auch damals lief ich beschwingt durch den Raum, verliebt in ein Bild - denn mehr ist es nicht - und war hin und weg.
Ich weiß gar nicht mal mehr, was der Typ gesagt hat. Das war vollkommen nebensächlich. Das Hirn hat sich einfach für einen Moment ausgeklinkt.
Aber seine Augen habe ich abgespeichert und genau vor mir - diese Lachfalten und der leicht verschmitzte, spitzbübische Ausdruck.
Einfach nur irre, wenn das Herz springt und dabei gilt dir selber das Lächeln überhaupt nicht.

Um wen es sich dreht?
Ich habe Bill Pullman in "Während du schliefst" gesehen.

Schaut selbst. ;>

Kritteln

Ich habe gerade beim Shoppen ein Männergespräch belauscht:


"Mann, wir haben gewonnen. Klasse."

"Ja, aber Lehmann ist keine gute Besetzung."

"Ach jetzt hör doch auf. Wir haben gewonnen. Immer dieses rumgemosere. Wir haben nen Grund zum Freuen."



Ist das nicht irgendwie typisch deutsch. Immer diese Kritteln:
Das Kind ist nicht Klassenbester.
Der Mann hat noch nicht die höchste Sprosse der Karriereleiter erklommen.
Frau bekommt die drei K's (Kinder, Küche, Karriere) nicht gleichzeitig bewältigt.



Was nicht perfekt ist, ist nicht gut.

8
Jun
2006

Funde aus der Waschmaschine

Er rumpelt und pumpelt.
Es donnert und kracht.
Dann habe ich die Maschine aufgemacht:

Drei große schwere Steine.



Dieser Fund führt mich geradewegs zu meiner höchst persönlichen Topliste:


Funde aus der Waschmaschine
  • Pistolenringe
  • Steine
  • Cent-Stücke
  • Gummibärchen
  • Bonbonpapier
  • Chipkarten
  • Taschentücher
  • Schlüssel
  • Gedenkmünzen
  • Personalausweis
  • Matchboxauto
  • ein kleiner Cashmere-Pulli

6
Jun
2006

Märchenmorde

Ich habe mit meinen Jungs ein neues Bildungsprojekt angefangen. Wir studieren im gemütlichen Ambiente die Märchen der Gebrüder Grimm. Altes Volksgut für die gute Allgemeinbildung - das kann nicht schaden.

Also, die kleinen Kerle schnappen sich ihre Kuscheldecken und -kissen und hocken mit mir in trauter Dreisamkeit auf der Couch. Das "Aschenputtel" geht an den Start. Wohl motiviert lese ich, zwischen durch fallen erklärende Worte, weil das Altdeutsch den fünfjährigen Sohn doch ein wenig überfordert. Dann kommen wir zum Ende der Geschichte. Aschenputtel hat ihren goldenen Schuh auf der Treppe verloren, der Königssohn ist auf der Suche nach seiner lieben Braut. Die Stiefschwestern habe nichts besseres zu tun als ihre Füsse passend zu machen - mit einem scharfen Messer versteht sich. Erst die Zehen ab und hinein in den Schuh, dann die Ferse ab und hinein in den Schuh. Mein siebenjähriger Sohn sitzt daneben mit aufgerissenen Mund, fasziniert von dieser blutrünstigen Erzählung. "Ruckedigu. Ruckedigu. Blut ist im Schuh. Der Schuh ist zu klein. Die rechte Braut sitzt noch daheim." gurre ich ins Wohnzimmer und denke nur, was für eine Sauerei, jetzt muss das Aschenputtel auch noch den bluttriefenden Pumps anziehen.

Das Schneewittchen folgt. Wieder ist der Fünfjährige etwas überfordert von der guten alten Sprache, so dass ich dazu übergehe erklärend zu erzählen. Bald weiß es jeder im Raum: "Spieglein, Spieglein an der der Wand. Wer ist die Schönste im ganzen Land. Frau Königin hier, ihr seid die Schönste hier, aber Schneewittchen über den Bergen, bei den sieben Zwergen..," säusel ich den beiden Kerlen ins Ohr. Sie hängen mir an den Lippen , die Augen aufgerissen, die Münder noch weiter, dass jede Fliege sich darin verirren könnte. (Ich habe meinen Beruf verfehlt. - Ich sollte Märchenerzählerin werden!),
Die biestige Königin wird nun ganz besonders boshaft. Nach dem der Jäger schon das Schneewittchen in ihrem Auftrag erstechen und ihr Herz und Leber aus dem Leib reißen sollte, folgen drei Mordversuche ihrerseits:

1. Luftabschnüren mit festen Kordeln.
2. In die Kopfhaut gerammte vergiftete Kammspitzen.
3. Vergifteter, aber wohl riechender Apfel.

Ich fühle ein leichtes Unbehagen unter Haut, verusacht durch irritierte Kinderblicke von rechts und links. Doch das Happyend folgt sofort: Die Prinzessin wird gerettet und darf den Prinzen heiraten. Die böse Königin wird auch zum Fest eingeladen. Mein Jüngster ist sehr aufgebracht: "Warum laden die denn die Böse ein?" Kurze Sprachlosigkeit meinerseits. Doch die Gerechtigkeit siegt:
Die Königin muss glühende heiße Eisenpantoffel tragen und so lange auf der Hochzeit tanzen bis sie tot umfällt. Autsch.


Ich bin mir nicht so ganz sicher, ob sich die kleinen Männer morgen die Haare kämmen lassen, einen Apfel zum Frühstück mitnehmen oder jemals wieder Hausschuhe tragen werden.

"Ich wünschte.."

"... der Papa ist da."

"Ich auch."



Was soll ich sagen Jungs?

"Ich auch!!!"

5
Jun
2006

Weniger ist mehr

Heute gab es bei uns Spargel. Wie jedes Wochenende zur Zeit. Als ich ihn kaufte- frisch gestochen versteht sich - mußte ich schmunzeln. Selbst die Jungs fragen schon im März nach den weißen Stangen und freuen sich auf das erste große Essen in der Saison.
Dann dachte ich darüber nach, was den Spargel eigentlich so besonders macht. Ich glaube es ist vor allem der zeitliche Rahmen, in dem wir ihn genießen können. Spargel gibt es nicht das ganze Jahr zu kaufen, wie fast alle anderen Lebensmittel. Konserven natürlich ausgeschlossen. Spargel ist etwas ganz besonderes, weil wir ihn nur wenigen Wochen im Jahr bekommen können.
Ist es nicht häufig so, dass wir erst die Dinge wirklich wertschätzen, die uns nicht ständig zur Verfügung stehen?

Früher gab es in meinem Elternhaus nur selten Cola. An den großen Festtagen kaufte meine Mutter diese leckere koffeinhaltige Brause und mit Einzug der roten Kästen wußten wir, dass eine großes Fest bevor stand. Ich gebe zu, bei mir gibt es heute viel zu oft Cola, nein, um genau zu sein Pepsi, weil ich ein absoluter Fan von diesem Getränk bin. Ob es so etwas besonderes für mein Jungs ist wie für mich damals? Ich glaube nicht.

FastFoodRestaurant, die netten Griechen und Türken um die Ecke. Was bin ich froh, dass Junior-Tüte, Gyros und Kebap in unserem Haus noch Jubelrufe hevorlocken können.

Viel öfter sollte ich mich selber beschränken, damit ich noch das Besondere genießen kann, zum Beispiel an den großen Festen wie Ostern und Weihnachten. Wenn es am Aschermittwoch schon Ostereier und in der ersten Septemberwoche schon Lebkuchen zu kaufen gibt, ist das für mich ein überflüssiges Angebot. Es nimmt mir fast schon ein Stück an Lebensqualität, wenn ich mich auf dieses überreiche Konsumangebot einlasse. Es gab Jahre, da konnte ich Weihnachten keine Plätzchen und Co. mehr sehen, weil ich mich schon Wochen vorher an den Dosen vergangen hatte. Oder die Kinder konnten sich an Ostern nicht mehr über ihre Nester von Herzen freuen, weil sie vorher Schokoladeneier in Hülle und Fülle gegessen hatten.

Diese lieben kleinen luxuriösen Gewohnheiten, die irgendwann zu Alltäglichkeiten verkommen. Die Flasche Bier oder das Gläschen Wein am Abend. Es würde mit Sicherheit manches mehr an Bedeutung, an Wert gewinnen, wenn ich absichtlich darauf verzichten würde.

Alles im Überfluss zu haben ist nicht immer segensreich.
Weniger ist oft mehr.
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