Aus dem Alltag.


Seit Wochen jammert der Große Kerl immer wieder, dass er Bauchschmerzen hätte. Immer die gleiche Stelle: Einen daumennagelbreit unter dem Bauchnabel. Erklären konnte ich mir die Schmerzen nicht, da keinerlei Begleitsymptome zu benennen waren. Als der Große dann auch einmal nachts wegen der Schmerzen klagte, sind wir doch, den Schmerz gewissenhaft ernst nehmend, am nächsten Tag zum Kinderdoc gefahren. Einmal Nachgucken lassen schadet nicht.

Der Doktor fühlt und drückt, der Große stöhnt an der richtigen Stelle auf. Aber der Doc erfühlt nichts Auffälliges. Zur Absicherung macht der Arzt eine aufwendige Ultraschall-Aufnahme. Und - da ist wirklich Nichts. Kein Tumor. Kein entzündeter Blinddarm. Gar nichts.
Stattdessen bekommt Sohnemann noch eine Aufnahme von seinem schlagenden Herz mit eingesetzten Namen vom Doktor geschenkt - mit der fast schon väterlichen Bemerkung: "Pass gut auf, wem du dein Herz schenkst. Mann hat nur eins!"

Ich bekomme indes zum Abschied vom Doc ein leicht verstecktes und dennoch ausgesprochen breites Grinsen, begleitet von einem freundlichen Knuff in den Oberarm, mit nach Hause:
"Das kommt schon vor. Auch Jungs haben mal Bauchschmerzen."



Edit:
Die Schmerzen sind danach nicht wieder aufgetaucht. ;>

Gestern war VERA. VERA ist die Lernstandserhebung der dritten Schuljahre in NRW.
Der Große musste auch ran und eine Phantasieerzählung zu einem Bild schreiben: Ein Junge steht vor einem Kühlschrank. Die Uhr zeigt 1.00 Uhr. Der Mond scheint.

Söhnchen hatte es direkt erfasst: Ein Junge steht nachts in der Küche. Und dann folgte seiner Beschreibung nach eine unwahrscheinliche Geschichte von den Aliens, die die Welt beherrschen wollten und einen Schrecken in der Nacht waren. Das große Finale bestand darin, dass die Aliens nachts um 1.00 Uhr versschwanden.
Na prima, dachte ich bei mir, alle schreiben über einen Jungen, der nachts Hunger bekommt, nur mein Großer schreibt über Monster.

Am Abend auf einem Elternabend in der Schule begrüßt mich seine Lehrerin mit einem breiten Grinsen. "Ihr Großer hat heute für herzhaftes Lachen im Lehrerkollegium gesorgt." "Oh, ich kann's mir denken "Die Invasion vom Mars.", erwidere ich stirnrunzelnd.
"Das war so amüsant. Er hat's am Ende richtig pfiffig gelöst. Wirklich schön. Das Thema war keineswegs verfehlt. Am liebsten würde ich sie veröffentlichen, aber ich darf die Arbeiten leider nicht rausgeben."

Schade, so werde auch ich dieses Meisterwerk nie zu lesen bekommen. Dafür bade ich noch ein wenig im Mutterstolz und danke dem Mann an meiner Seite für das ausgewogene Filmprogramm, das er unseren Jungs bietet. ;>

"Hihihi, die Mama hatte richtig Angst!" frotzelt der Große und spielt sich gegenüber dem Kleinen auf, während ich ein wenig beklommen neben ihm stehe.
"Die wollte nicht ,dass ich an der Stange drehe und rumwackel."
Ja, ich gebe zu, ich habe mich krampfhaft an der Metallstange in der Mitte festgehalten.
Opa hat uns zu einer kleinen Fahrt auf dem Riesenrad eingeladen und weil ich gerne Achterbahn fahre, habe ich die Einladung freudig angenommen. Dem kleinen Kerl war der Anblick von unten schon zu hoch und so hat er dankend abgelehnt und lieber auf uns gewartet, während wir winkend immer höher und höher fahren.
Und dann, ja dann hält das Riesenrad an, um unten neue Fahrgäste aufzunehmen, während wir dort oben in schwindelerregender Höhe verharren. Mir wird es erst mulmig im Bauch, dann extrem flau und auf einmal stelle ich fest, dass ich alles andere als höhenfest bin, und richte krampfhaft den Blick auf den Horizont und nicht nach unten.
Filius will die Gondel drehen und ein bisschen zum Schaukeln bringen, was Opa und ich aber vehement ablehnen. Opa ist nämlich auch nicht so ganz der Herr der Lüfte. Aber er weiß zu dem Thema zu schweigen, wenngleich ich feststellen muss, dass seine Hand nicht ganz unentspannt das Geländer ruht. ...

Ich war heilfroh, als wir wieder unten waren. Nur ob ich im Sommer unbedingt das Phantasialand besuchen muss - da bin ich mir nicht so ganz sicher. Könnte sein, dass ich in dem Punkt kneife.

Nein, ich bin nicht auf dem Nostalgie-Trip, aber Mutters Muckefuck namens CARO habe ich wieder neu für mich entdeckt.

Eine Tasse hat gerade mal 5 Kalorien und mit einem STückchen braunen Zucker und einem dicken Schuss fettarmer Milch ist er sogar erträglich
und stellt somit eine gute Alternative zum schwarzen Tee da - den kann ich nämlich nach wochenlangen Genuss nicht mehr leiden und auf Kaffee verzichte ich immer noch.

Meine Mutter lud mich gestern ein, mich doch in Omas und Opas Wohnung umzusehen, - ob ich nicht doch etwas als Erinnerungsstück mitnehmen möchte, bevor die alten Habseligkeiten dem Container zum Opfer fallen.

Mein Blick fiel auf ein alte Trillerpfeife. Irgendwie war sie merkwürdig. Sie hing dort an einem Nagel, unweit des Schreibtisches entfernt. Unscheinbar, aber doch mit Bestimmung. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen, wieso dieses Teil gerade dort an der Wand baumelte. Ich habe sie eingesteckt.

Heute sprach ich mit meinem Onkel und fragte ihn, ob er wüßte, was es mit dieser Trillerpfeife auf sich hätte.

"Oma und Opa polarisierten. Und so gab es vor einigen Jahren einen mysteriösen Anrufer, der ihnen nachstellte, sie mit blöden Anrufen zu ungelegenen Zeitpunkten nervte. Opa kaufte daraufhin diese Trillerpfeife und hing sie an einen Nagel direkt neben dem Schreibtisch, auf dem das Telefon stand. Als nun wieder so ein dämlicher Anruf kam, pfiff Opa einmal inbrunstig in die Muschel des Telefons. Der Kerl hat nie wieder angerufen."

Ich mag meine Großeltern. Nicht nur, dass sie ihren Standpunkt vertraten, unnachgiebig, wie ein Fels in der Brandung, - nein, sie wußten sich auch genial zu helfen.

"Mama, der zankt immer zu und macht mein Spiel kaputt.", beschwert sich der Große über den Kleinen.

Natürlich stelle ich den Kleinen Kerl zur Rede:
"Hast du das gehört? Dein Bruder fühlt sich von dir gezankt! Änderst du etwas an deinem Verhalten?"

"Ich habe Ohrenstöpsel an.", erklärt der Kleine nur ernst.

"Ok, dann komm mit rein, ich hole dir die Stöpsel mit der Pinzette wieder heraus.", lass ich mich davon wenig beeindrucken.

Erschrocken schaut mich der Kleine mit seinen braunen Augen an:
"Das kannst du gar nicht!"

"Ah, du hast mich also doch gehört!" tue ich überrascht, wenngleich ich einen leicht gereizten Unterton nicht verbergen kann.

"Ich kann die an uns ausziehen, wann ich will!", seine Antwort, auf die ich noch einen langen Monolog über das Leben in einer Familie folgen lasse. Am Ende sucht er lieber das Weite.

....

Aber die Idee ist gar nicht mal so schlecht:

Nur hören, was man hören will!

Der kleine Kerl denkt im Moment sehr viel über sich und das Leben im Allgemeinen nach. Tiefgreifende Fragen beschäftigen uns somit immer wieder auf dem Weg von A nach B. So auch heute:

"Was ist wichtiger, die Playstation oder die Playstation Spiele?"

Der kleine Kerl liegt im Bett und ringt mit dem Schlaf.

"Mama, du musst schnell kommen!"

"Was ist denn?"

"Du musst mir schnell ein paar Äpfelchen machen."

"Warum das denn?"

"Mein Magen hat geknurrt und bei "Was ist Was" haben die gesagt, wenn wir spüren, dass wir Hunger haben, müssen wir uns schnell etwas zu essen besorgen! Mach schnell!"


grmpf.

Während ich hier sitze und tippt, krabbelt draußen eine Ratte durch die Abflußrinne und ich höre die ganze Zeit das Getrippel. IGITT!
Und dabei habe ich wirklich noch nie - ich schwöre - noch nie Essen in die Toilette gekippt.
Viecher bleibt mir vom Leib!

"Oh doch, ich weiß, dass der Kleine Kerl eine Verehrerin hat. Die Mutter der kleinen Blondine hat mir das gestern erst erzählt!"

Zusch. Mit einem Mal ist der kleine Mann rot im Gesicht. Goldig, wirklich goldig. Am liebsten hätte er sich wohl versteckt - er der immer behauptet, dass Mädchen doof sind, entwickelt sich heimlich zu einem kleinen Weiberheld.
Aber männlich stark bleibt er auf seinem Stuhl sitzen, ißt artig zu Ende und erträgt mit dem größten Selbstverständnis, dass der große Bruder Nachforschungen anstellt, um welches weibliche Geschöpf es sich dabei handelt.
Von mir wird es es nicht erfahren! ;>