12
Okt
2006

Von den Omas und Opas...

Dieser Tage beschäftigt mich die Frage, welche Verantwortung eigentlich Omas und Opas gegenüber ihren Enkeln haben.

Meine Schwiegereltern sind dieser Tage in die Ferne gezogen, ohne ein Wort, ohne sich von uns zuverabschieden. Am Anfang des Jahres gab es einen wirklich blödes Missverständnis zwischen ihnen und dem Mann an meiner Seite. Sie haben seit dem kein Wort mehr mit uns gewechselt, haben auf kleine Nachrichten unsererseits bislang nicht reagiert. Es war ihre Entscheidung den Kontakt zu uns abzubrechen, ob diese Entscheidung klug war, ich glaube es nicht, aber darum geht es mir gar nicht.

Als Eltern leben wir in der Vorstellung, dass unsere Kinder als Reisende für einen gewissen Zeitraum bei uns bleiben. Sie bekommen von uns alle lebensnotwendigen Fähigkeiten gelehrt und irgendwann ist es dann so weit, unsere Kinder lösen sich von uns ab. Wir lassen sie auch gerne ziehen, schließlich gewinnen auch wir dadurch jeden Menge neue Freiheiten. Ab und zu unterstützen wir unsere Großen - finanziell oder bei alltäglichen Schwierigkeiten, Renovierungen im Haus oder Taxifahrten, aber verantwortlich sind wir nicht mehr für das, was unsere Zöglinge machen. Im Gegenteil: Wir schauen ihrem Treiben gelassen zu und ab und an genießen wir ihre Nähe.
Dann bekommen die eigenen Kinder Nachwuchs und wir freuen uns mit ihnen. Wir werden Oma und Opa.

Meine Mutter meinte einst, als sie ihre ersten Enkelchen bekam, hätte sie sich sehr genau überlegt, was sie denn für eine Oma sein möchte. Damals beschloss sie für sich selber, nicht wie ihre eigene Mutter eine Oma zu sein, die den Enkelchen andauernd Süßigkeiten zustopft. Diese kleine Äußerung erklärte vieles, wie meine Schwester und ich fanden. Wir hatten uns schon sehr gewundert, warum die eigene Mutter immer mit leeren Händen zu ihren Enkelchen kam, so gar nicht Oma-like.

Als Oma und Opa genießen wir unsere kleinen Enkel und sind dankbar, dass wir die kleine Brut am Abend wieder dem eigenen Sohn, der eigenen Tochter in die Hand drücken können. Wir haben die übertragene Aufsichtspflicht nur für Stunden - und das finden wir auch gut so. Das ständige Sorgerecht liegt bei unseren eigenen Kindern und wir freuen uns darüber, wenn ihnen ihr erzieherischer Auftrag gelingt.

So weit haben wahrscheinlich auch meine Schwiegereltern gedacht. Und daran ist auch nichts auszusetzen. Im Gegenteil: Ich wäre ihnen sehr böse gewesen, wenn sie mir in meine Erziehung reingepfuscht hätten. Haben sie aber nie. Nein, sie haben uns immer gelobt, was für prächtige Jungs wir denn hätten.

Nur eins haben sie vergessen: Das ihre Enkelchen eine emotionale Bindung zu ihnen aufgebaut haben. Es ist nämlich nicht so, dass man Kinder wie Gegenstände hin und herschieben kann. Nein. Für ihre Enkelchen sind sie von Bedeutung, sind sie wichtig. Und die konnten nicht verstehen, warum Oma und Opa einfach wegzogen, ohne sich von ihnen zu verabschieden.

Großeltern tragen nicht das Sorgerecht, nein, sie haben zunächst keinerlei Verantwortung gegenüber ihren Enkelkindern, aber wenn sie sich einmal in liebevoller Weise auf ihre Enkelchen eingelassen haben, tragen sie die soziale Verantwortung für die Beziehung, die sie zu ihren Enkelkindern aufgebaut haben.

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m-a-l-a-i-k-a - 12. Okt, 09:08

Ich weiß nicht, wie alt die Großeltern sind, aber manchaml ist die Zeit mit einem Enkel die schönste, die alte Menschen im Alter noch erleben können.
Ist es nicht unglaublich traurig, dass sie es so nicht mehr können? Und das wegen eines Missverständnisses?

momente - 12. Okt, 13:29

Liebe malaika,
ich kann dir in allen Punkten nur voll zustimmen. Ja, ich denke so ist es.
Wintermond (Gast) - 12. Okt, 10:01

Distanz

Manchmal brauchen Menschen Zeit und räumliche Distanz, um wieder zueinander zu finden.
Deinen Jungs zuliebe glaube daran, auch wenn du im moment vielleicht andere Gedanken festhälst. Ihr habt offenbar getan, was getan werden konnte. Jetzt gelten Gesetze die du nicht beeinflussen kannst.
Verlier einfach den Glauben an die Versöhnung nicht .

momente - 12. Okt, 13:28

Die weiße Flagge der Versöhnung haben die Kleinen gehisst.

Versöhnung ist immer möglich, wenn beide Parteien es wollen.

Danke dir, für deine lieben Worte.
Meerjungfrau - 12. Okt, 11:57

Grosseltern

Wir haben zwei Sorten von Grosseltern - wie meine Kinder sagen "richtige" Grosseltern und "unbekannte" Grosseltern.

Die richtigen Grosseltern sind meine Eltern, die mit den Kindern telefonieren, ihnen zum Nikolaus eine Überraschung schicken, mit ihnen Geburtstag und Weihnachten feiern und aufmerksam zuhören, wenn die zwei Kinder (13 und 14) etwas erzählen möchten. Sie freuen sich über Besuche der Kinder und lassen diese "rummuddeln" wenn sie es möchten, freuen sich wenn sie etwas zusammen unternehmen wollen und respektieren die Kinder so, wie sie sind. Sie freuen sich wenn die Kinder die Ferien bei Ihnen verbringen möchten, damit wir zwei Erwachsenen ein paar Tage alleine verbringen können. Sie schätzen das Neue, was die Kinder an sie heran tragen. Sie mögen die Verantwortung das Grosseltern sein...

Die "unbekannten" Grosseltern, sind meine Schwiegereltern, die genau gleich weit von uns entfernt leben wie meine Eltern. Die gleich nach der Geburt der einzigen beiden Enkelkinder bekannt gaben, dass sie nicht mit Oma und Opa angesprochen werden wollten, dass würde so "alt" machen. - Wir lachten sie aus und sagten - ihr seit Grosseltern - das ist Tatsache und unsere Kinder werden euch sicher nicht mit dem Vornamen ansprechen. - Die Weihnachten lieber ihren anderen Sohn mit deren Freundin, Mutter und Grossmutter einladen, statt die Enkelkinder. Die von uns dann eine Einladung zu einem Weihnachtsessen bekamen aber keine "Lust" dazu hatten. - Die ständig an den Kindern herum mäkeln und uns erzählen, welch tolle Freunde sie hätten. Die ständig gute (sehr veraltete) Ratschläge anbringen und an der Erziehung der Kinder herummäkeln. - Die Kinder interessieren sie nicht wirklich - aber früher machte man ja alles so anders (besser???) - Die Kinder dürfen nichts erzählen (sind ja nur Kinder) - sie sagten vor ein paar Jahren mal bei einem Essen: "Kinder bei Tisch sind stumm wie die Fische..." - worauf beide Kinder verstummten und nie mehr irgend etwas erzählten - interessiert die ja nicht - meinten die Zwei. Nikolaus ist albern, Weihnachten nicht wichtig und zum Geburtstag kommt man dann notgedrungen auf die Einladung her und klopf "fromme Sprüche", schenkt zu klein gewordene Klamotten (solche die der Oma zu klein geworden sind) - packt die alten Bücher meines Mannes in Papier und schenkt diese zu Weihnachten! - erzählt wie toll man es doch hat, wie schön die Designermöbel sind (er ist Architekt). Diese Grosseltern haben die Babys nicht hüten wollen, damit die Designerwohnung nicht Schaden nimmt und wenn sie die Kinder mal für zwei drei Stunden hatten, was pro Jahr höchstens drei Mal vorkam, lud man Freundinnen zu Begutachtung der Enkelkinder ein, dass diese dann total durcheinander waren, leuchtete nicht ein - die Kinder galten als "schlecht erzogen"

....diese "anderen" Grosseltern interessieren meine Tenees heute nicht mehr. Es sind nicht die richtigen Grosseltern - die mögen uns nicht, wir sind ihnen egal - also bleiben sie dort wo sie sind. Sie basteln ihnen keine Geschenke, sie sind ihnen gleichgültig geworden!

Ein wenig mehr Interesse am "eigenen Fleisch und Blut" wäre schon schön gewesen? - Dieses Desinteresse ist mir unverständlich - heute stehen wir alle darüber - nur - wenn diese Grosseltern mal "alt und gebrechlich" sind - haben sie keine Enkelkinder die ihnen etwas erzählen werden, keine Kinder, die sich mit ihnen auseinandersetzen mögen - die "Familienbanden" - wurden gekappt - wir sitzen uns wie Fremde gegenüber - wie Schade doch eigentlich! - Vor allem, da unsere Verwandschaft nur aus 16 Personen besteht (alle in der Schweiz lebenden Mitglieder dieser beiden Familien!)

momente - 12. Okt, 13:26

Liebe Meerjungfrau,

vielen Dank für deinen sehr ausführlichen Kommentar.
Wir werden wohl nie alles verstehen, manche Verhaltensweisen bleiben einfach nicht nachvollziehbar.
Auch meine kleinen Kerle werden sich damit arrangieren müssen.
Tut zwar weh, aber auch sie werden lernen, dass man manchmal Menschen einfach gehen lassen muss.

Vielen Dank dir,

momente
Bina79 (Gast) - 12. Okt, 19:23

Ich kenne auch zwei Sorten Großeltern. Die Eltern meiner Mutter waren immer für uns da. Sowohl räumlich als auch emotional. Die Eltern meines Vaters... waren zu Fuss nur 5 min weiter. Aber trotzdem weit weg. Für mich waren sie im Kopf immer schon alt. Und meine Oma sagt mir heute noch, dass ich ein Unterhemd tragen muss ;-)
Einiges von der Entfernung lag aber nicht nur an den beiden oder an mir. Da stimmte schon die Beziehung meines Vaters zu seinen Eltern nicht. Ohne es zu verstehen, haben wir das als Kinder immer gemerkt.

Ich finde es traurig, dass sich die Großeltern deiner Kinder selbst die Chance zu verbauen scheinen, dass es eine wachsende Beziehung zwischen ihnen gibt. Nach meiner Erfahrung suchen sich Kinder ihre Bezugspersonen selbst und das muss nicht unbedingt die Blutsverwandtschaft sein ;-)

momente - 12. Okt, 20:01

Hallo Bina,

ich gewinne langsam de Eindruck, dass sich tendenziell eher die Eltern des Vaters schwer tun in ihrer Rolle als Großeltern.

Du hast Recht, Kinder füllen Lücken ganz schnell. Auch meine Jungs wissen sich einen Ersatz zu schaffen.
Aber hätt ja nicht müssen sein.

Lieber Gruß
momente
diary68 - 12. Okt, 20:15

Hallo momente

Ich kann Dich sehr gut verstehen. Meine Noch-Schwiegereltern haben sich auch erst nach der Trennung daran erinnert, dass sie Großeltern meiner drei Jungs sind.
Seitdem haben sie jedoch nichts besseres zu tun, als mich überall -auch im Beisein der Kinder- zu diskreditieren, um nicht sogar zu sagen, zu verleumden.
Ich weiß nicht, ob es da nicht besser für die Kinder wäre, sie hätten nicht diese Art von Oma und Opa...
Wenn Deine Schwiegereltern mit Euch ein Problem haben, welcher Art es auch immer sein mag, so würde das mit Sicherheit auf ihr Verhalten Euren Kindern gegenüber abfärben.
Sieh es einfach so (auch wenn es ein schwacher Trost ist): Sei froh, dass Eure Jungs nicht in diesen Zwist mit hineingezogen werden.
Kopf hoch!
Diary68

momente - 12. Okt, 20:39

... da könnte etwas Wahres dran sein... Danke für deinen Kommentar. ;>
Veronika Reich (Gast) - 25. Okt, 09:28

Hallo, Ihre Gedanken bezüglich Großeltern haben mich sehr berührt. Ich gestalte gerade eine TV-Sendung zu diesem Thema und würde daher gerne mit Ihnen Kontakt aufnehmen und mit Ihnen darüber reden.
Bitte unter 0699 12273743 melden!

lg

Veronika Reich (Gast) - 25. Okt, 09:38

Hallo, Ihre Gedanken bezüglich Großeltern haben mich sehr berührt. Ich gestalte gerade eine TV-Sendung zu diesem Thema und würde daher gerne mit Ihnen Kontakt aufnehmen und mit Ihnen darüber reden.
Bitte unter 0699 12273743 melden! oder auch v.reich@talk-tv.at

lg

momente - 28. Okt, 12:28

Vielen Dank für Ihr Interesse.
Aber es ist eine sehr persönliche Erfahrung, die ich nicht im Fernsehen ausgebreitet wissen möchte.
Mit freundlichem Gruß
momente
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