MephistoBS - 5. Feb, 18:40

Hmm ... ich möchte dir zur Abwechselung widersprechen :-)

Sehr krass formuliert: Chancengleichheit in letzter Konsequenz würde bedeuten, dass wir alle noch in der Höhle hausen würden und ab und zu Büffel jagen. Ein Mensch, der irgendwelche besonderen Fähigkeiten hätte (die Natur kennt keine Chancengleichheit), dürfte sie nicht nutzen, weil er sich damit einen Vorteil verschaffen würde. Solange sich Menschen weiterentwickeln wollen, wird es keine absolute Chancengleichheit geben können.

Ok, dass ist jetzt natürlich sehr plakativ. Ich gehe mal zehn bis hundert Stufen weiter. Du sprichst davon, dass die Chancen eines Kindes davon abhängig sind, ob die Eltern sich darum kümmern oder nicht. Man könnte jetzt den Ansatz gehen, dass Lernniveau so lange runter zu schrauben, bis auch der "schlechteste" Schüler mitkommt (ich hoffe, dass Ausland zieht dann mit... ;-). Das möchtest du nicht, weiß ich. Ok, was dann? Von aussen die Eltern zwingen, sich mehr um die Eltern zu kümmern? Wer definitiert den "Mindeststandard"? Nächste Frage: möchtest du in einem Land leben, in dem der Staat dir selbst solche Dinge vorschreibt? Ich würde mir einen anderen Platz zum Leben suchen.

Es ist schon richtig, dass hier keine Chancengleichheit besteht - nur kann man zumindest hier aus meiner Sicht nicht das Schulsystem dafür verantwortlich machen. Ich glaube sogar, dass es keine allseits befriedigende Lösung für das Problem gibt. Die Gesellschaft, in der wir leben, wird immer ich-orientierter. Die eigenen Sehnsüchte und Träume, durch nicht erreichbare Zielbilder aus Medien und Internet vorgegeben, leiten immer mehr den Lebensweg (und machen viele vermutlich immer unglücklicher, da die Ziele häufig nicht erreicht werden können).

Extremes Beispiel: was kann ich von einer Mitte-20 Mutter erwarten, die abends um 22:30 Uhr halbbesoffen mit ihrem dreijährigen Kind im Schlepptau neben mir auf dem Konzert steht? Ich könnte versuchen, sie mit Argumenten zu überzeugen - nur setzt das nicht noch vorhandenes Hirn voraus? Der war gemein, ok. Die Frage ist natürlich, wie man ihr und vor allem dem Kind helfen könnte. Nur komme ich dann wieder zu der Frage von oben: bei der Einmischung in Familien sollte es Grenzen geben.

Die Ungerechtigkeit sehe ich auch und ich bezweifele auch, dass unser Schulsystem wirklich so durchdacht ist und den Anforderungen gerecht wird. In dem Punkt, den du beschreibst, würde ich es aber aus meiner Laiensicht im grossen und ganzen von Schuld freisprechen.

Frage: wie würdest du es ändern wollen? :-)

momente - 5. Feb, 19:06

*wenn die Kommentare ausfühlicher sind als der Blogeintrag.... ;>>*

Was ich ändern würde?
Schwer zu sagen, denn ich bin kein Lehrer, aber ich finde der Lernstoff muss wenigstens so aufbereitet sein, dass jedes Kind die Möglichkeit hat ihn sich selbst zu erarbeiten und der Lehrer eine Kontrolle darüber hat, dass der Schüler sich auch seinem Können entsprechend weiter entwickelt und nicht aus Gemütlichkeit, die *backe auf der Schulbank plattdrückt.
Bsp.: Die Kinder lernen heute nach der Lautierungstabelle lesen und schreiben. Ein Kind, dass der deutschen Sprache nicht mächtig ist, versagt hier jämmerlich, weil es die Begriffe zu dem Buchstaben nicht kennt. (J-wie Jacke, Eu wie Eule...) Es bedarf wesentlich mehr Lehrpersonals, dass das im Griff hat.
Mein Großer gehörte zu der Kategorie freundlicher Schulbankdrücker. Er fiel nicht weiter auf, weil er einfach sozial angepasst ist. Im ersten Schuljahr habe ich es gutgläubig laufen lassen, voller Idealismus gegenüber dem Bildungssystem. Irgendwann waren andere an ihm vorbeigesaust, bis ich die Lehrerin darauf hinwies, dass er in der Schule nichts machte. Daraufhin saß er neben ihrem Pult (womit er keine Probleme hatte) und es lief viel besser.
Im zweiten Schuljahr kam ein Lehrerwechsel, gleiches Problem - dieses Mal stand ich aber nach drei Wochen im Türrahmen und der Große saß neben der Lehrerin.
Im dritten Schuljahr werden die Kinder nach dem alten Prinzip unterrichtet - alle lernen im gleichen Tempo. Der Umstieg war hart, aber er kommt mit der Anleitung wesentliche besser zurecht. Auch das Zeugnis ist besser als ich erwartet hätte.

Kinder benötigen Anleitung und Kontrolle. Es gibt Kinder, die eine enorm hohe Eigenmotivation mit sich bringen, aber ein Haufen Kinder hat diese nicht - vor allem wenn der Arbeitblätterwust unüberwindbar erscheint. Sie benötigen viel mehr Unterstützung als es den Lehrern vor Ort möglich ist.

Meines Wissens wurde dieses Prinzip des Unterrichtens von den skandinavischen Ländern übernommen, nach dem sie in der PISA -Studie weit aus besser abschnitten, aber das Lehrpersonal wurde nicht dementsprechend aufgestockt.
Was die Eltern derzeit an Leistung daheim aufbringen, ist bislang noch in keiner Studie erfasst worden - wie sollte es auch.
Aber Kinder deren Eltern permanent mit- und aufarbeiten, haben defintiv einen "Noten"-Vorteil.

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