Märchenmorde
Ich habe mit meinen Jungs ein neues Bildungsprojekt angefangen. Wir studieren im gemütlichen Ambiente die Märchen der Gebrüder Grimm. Altes Volksgut für die gute Allgemeinbildung - das kann nicht schaden.
Also, die kleinen Kerle schnappen sich ihre Kuscheldecken und -kissen und hocken mit mir in trauter Dreisamkeit auf der Couch. Das "Aschenputtel" geht an den Start. Wohl motiviert lese ich, zwischen durch fallen erklärende Worte, weil das Altdeutsch den fünfjährigen Sohn doch ein wenig überfordert. Dann kommen wir zum Ende der Geschichte. Aschenputtel hat ihren goldenen Schuh auf der Treppe verloren, der Königssohn ist auf der Suche nach seiner lieben Braut. Die Stiefschwestern habe nichts besseres zu tun als ihre Füsse passend zu machen - mit einem scharfen Messer versteht sich. Erst die Zehen ab und hinein in den Schuh, dann die Ferse ab und hinein in den Schuh. Mein siebenjähriger Sohn sitzt daneben mit aufgerissenen Mund, fasziniert von dieser blutrünstigen Erzählung. "Ruckedigu. Ruckedigu. Blut ist im Schuh. Der Schuh ist zu klein. Die rechte Braut sitzt noch daheim." gurre ich ins Wohnzimmer und denke nur, was für eine Sauerei, jetzt muss das Aschenputtel auch noch den bluttriefenden Pumps anziehen.
Das Schneewittchen folgt. Wieder ist der Fünfjährige etwas überfordert von der guten alten Sprache, so dass ich dazu übergehe erklärend zu erzählen. Bald weiß es jeder im Raum: "Spieglein, Spieglein an der der Wand. Wer ist die Schönste im ganzen Land. Frau Königin hier, ihr seid die Schönste hier, aber Schneewittchen über den Bergen, bei den sieben Zwergen..," säusel ich den beiden Kerlen ins Ohr. Sie hängen mir an den Lippen , die Augen aufgerissen, die Münder noch weiter, dass jede Fliege sich darin verirren könnte. (Ich habe meinen Beruf verfehlt. - Ich sollte Märchenerzählerin werden!),
Die biestige Königin wird nun ganz besonders boshaft. Nach dem der Jäger schon das Schneewittchen in ihrem Auftrag erstechen und ihr Herz und Leber aus dem Leib reißen sollte, folgen drei Mordversuche ihrerseits:
1. Luftabschnüren mit festen Kordeln.
2. In die Kopfhaut gerammte vergiftete Kammspitzen.
3. Vergifteter, aber wohl riechender Apfel.
Ich fühle ein leichtes Unbehagen unter Haut, verusacht durch irritierte Kinderblicke von rechts und links. Doch das Happyend folgt sofort: Die Prinzessin wird gerettet und darf den Prinzen heiraten. Die böse Königin wird auch zum Fest eingeladen. Mein Jüngster ist sehr aufgebracht: "Warum laden die denn die Böse ein?" Kurze Sprachlosigkeit meinerseits. Doch die Gerechtigkeit siegt:
Die Königin muss glühende heiße Eisenpantoffel tragen und so lange auf der Hochzeit tanzen bis sie tot umfällt. Autsch.
Ich bin mir nicht so ganz sicher, ob sich die kleinen Männer morgen die Haare kämmen lassen, einen Apfel zum Frühstück mitnehmen oder jemals wieder Hausschuhe tragen werden.
Also, die kleinen Kerle schnappen sich ihre Kuscheldecken und -kissen und hocken mit mir in trauter Dreisamkeit auf der Couch. Das "Aschenputtel" geht an den Start. Wohl motiviert lese ich, zwischen durch fallen erklärende Worte, weil das Altdeutsch den fünfjährigen Sohn doch ein wenig überfordert. Dann kommen wir zum Ende der Geschichte. Aschenputtel hat ihren goldenen Schuh auf der Treppe verloren, der Königssohn ist auf der Suche nach seiner lieben Braut. Die Stiefschwestern habe nichts besseres zu tun als ihre Füsse passend zu machen - mit einem scharfen Messer versteht sich. Erst die Zehen ab und hinein in den Schuh, dann die Ferse ab und hinein in den Schuh. Mein siebenjähriger Sohn sitzt daneben mit aufgerissenen Mund, fasziniert von dieser blutrünstigen Erzählung. "Ruckedigu. Ruckedigu. Blut ist im Schuh. Der Schuh ist zu klein. Die rechte Braut sitzt noch daheim." gurre ich ins Wohnzimmer und denke nur, was für eine Sauerei, jetzt muss das Aschenputtel auch noch den bluttriefenden Pumps anziehen.
Das Schneewittchen folgt. Wieder ist der Fünfjährige etwas überfordert von der guten alten Sprache, so dass ich dazu übergehe erklärend zu erzählen. Bald weiß es jeder im Raum: "Spieglein, Spieglein an der der Wand. Wer ist die Schönste im ganzen Land. Frau Königin hier, ihr seid die Schönste hier, aber Schneewittchen über den Bergen, bei den sieben Zwergen..," säusel ich den beiden Kerlen ins Ohr. Sie hängen mir an den Lippen , die Augen aufgerissen, die Münder noch weiter, dass jede Fliege sich darin verirren könnte. (Ich habe meinen Beruf verfehlt. - Ich sollte Märchenerzählerin werden!),
Die biestige Königin wird nun ganz besonders boshaft. Nach dem der Jäger schon das Schneewittchen in ihrem Auftrag erstechen und ihr Herz und Leber aus dem Leib reißen sollte, folgen drei Mordversuche ihrerseits:
1. Luftabschnüren mit festen Kordeln.
2. In die Kopfhaut gerammte vergiftete Kammspitzen.
3. Vergifteter, aber wohl riechender Apfel.
Ich fühle ein leichtes Unbehagen unter Haut, verusacht durch irritierte Kinderblicke von rechts und links. Doch das Happyend folgt sofort: Die Prinzessin wird gerettet und darf den Prinzen heiraten. Die böse Königin wird auch zum Fest eingeladen. Mein Jüngster ist sehr aufgebracht: "Warum laden die denn die Böse ein?" Kurze Sprachlosigkeit meinerseits. Doch die Gerechtigkeit siegt:
Die Königin muss glühende heiße Eisenpantoffel tragen und so lange auf der Hochzeit tanzen bis sie tot umfällt. Autsch.
Ich bin mir nicht so ganz sicher, ob sich die kleinen Männer morgen die Haare kämmen lassen, einen Apfel zum Frühstück mitnehmen oder jemals wieder Hausschuhe tragen werden.
momente - 6. Jun, 21:04
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